
Farben und Werkzeuge
Die Malerei auf sehr kleinem Bildgrund ließ die Miniaturmaler besondere Techniken der Farbbereitung entwickeln und erforderte zum Malen wie zum Korrigieren besonderes Werkzeug.
Die vom Miniaturisten verwendeten Aquarell- und Gouachefarben mussten besonders fein gerieben werden. Als Bindemittel diente das wasserlösliche und sehr alterungsbeständige Baumharz Gummi arabicum. Für eine größere Elastizität wurde es mit Kandiszucker im Verhältnis von etwa 3 : 1 vermischt.

Gummi Arabicum (links),
Kandiszucker (rechts)
Allerlei Zusätze sollten die Farbeigenschaften verbessern: Die Malanleitungen des 17. bis 19. Jahrhunderts erwähnen Ohrenwachs, Speichel, Zitronensaft, Essig, Alkohol, Malzextrakt, Honig, Borax und Seife als Farbzugaben. Die Pigmente wurden vom Miniaturisten selbst mit Bindemittel angerieben, konnten aber spätestens ab dem 18. Jahrhundert auch in Würfelchen, die das Bindemittel bereits enthielten, beim Farbenhändler erworben werden.

Verschiedene Schabklingen
(Scraper)
Die Pinsel variierten in ihren Dicken je nach Verwendungszweck: Breitere dienten zum Malen von Hintergrund und Kleidern, feinere für Details und die Ausarbeitung der Inkarnate. Entgegen der häufigen Ansicht, dass die Pinsel der Miniaturisten „nur ein paar Haare" besitzen durften, sprechen die Miniaturmalanleitungen von zwar sehr spitzen, aber vollen Pinseln. So konnte man präzis malen, ohne ständig Farbe nach zu geladen.
Mit einer scharfen Klinge, dem so genannten Kratzer, konnte falsch oder zu intensiv gesetzte Farbe entfernt oder aufgehellt werden, auch konnten einzelne Haare geritzt oder Konturen verschärft werden. Ein spitzes Holzstäbchen hatte eine ähnliche Funktion wie der Kratzer, nur entfernte es, ohne das Elfenbein aufzurauen, eine breitere Farbspur. Die Paletten waren kleiner als in der Tafelmalerei und wurden aus Elfenbein oder Mattglas gefertigt. Eine Lupe half beim Malen schwieriger Details und diente der allgemeinen Kontrolle des Gemalten.