The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

Der Malvorgang

Der Malvorgang

Zwei grundsätzlich unterschiedliche Techniken wendeten die Miniaturisten an, um die Farbe auf die kleine Fläche aufzubringen, Licht- und Schattenpartien sowie deren Verläufe zu gestalten.

Der Künstler fertigte zunächst eine Zeichnung des Modells an und übertrug diesen Entwurf mit einem feinen Zeichenstift auf das Pergamentblatt oder legte ihn zum Kopieren unter das halbtransparente Elfenbeinblatt. Die erste Farblage erfolgte in erstaunlich breiter und freier Pinselführung. Für die Darstellung der Stoffe und des Hintergrundes gab es bezüglich Transparenz und Struktur grundsätzlich zwei verschiedene Malweisen: Die Farbe konnte lasierend oder deckend aufgetragen werden, die Pinselführung konnte flächig oder punktend bzw. strichelnd sein. Jeder Künstler hatte seine eigenen Vorlieben. In den Malanleitungen wird die flächige Deckfarbenmalerei als die schwierigere, aber raschere beschrieben, wohingegen die transparente, strichelnde die einfachere, aber zeitaufwendigere sei. Die großen Virtuosen der flächigen Gouachemalerei sind auf dem Kontinent beheimatet: Carriera, Mosnier und Périn.

Entwürfe für Miniaturen wurden in lockerer Malweise auf Papier skizziert. (Claude Jean-Baptiste Hoin: Dame mit Gitarre, Inv. Nr.: 11301)

Manche Miniaturmaler malten die Schatten in deutlich sichtbaren Punkten (Domenico Bossi: Johanna Christina Posse, geb. Bielke, Detail, Inv. Nr.: 10077)

Da ein Helldunkel-Verlauf in flächiger Deckfarbe schwer in einem Malvorgang zu erreichen war, legten die meisten Miniaturisten die Schatten in Lasurfarbe auf einen monochromen Farbgrund. Transparente, flächige Unterlegung und Ausarbeitung in feinen Strichen waren überall und in allen Epochen beliebt, besonders kunstvoll aber in England im späten 18. Jahrhundert entwickelt, wo Meyer, Crosse, Cosway und viele andere in dieser Technik brillierten.

Punktierte Verläufe sind ein Charakteristikum deutscher und öster­reichischer Miniaturen der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, unter denen hier als Beispiele die Werke von König, Bossi und Füger ge­nannt sein sollen.

Zur Darstellung von metallisch glänzenden Accessoires und von Edelsteinen griff man im 16. und frühen 17. Jahr­hundert manchmal zu raffinierten Sondertechni­ken: Gold konnte mit Pudermetallen dargestellt werden, Edelsteine mit leuchtenden Farblacken auf versilberter oder vergoldeter Unterlegung.

Die mit transparenten Farben gemalten Inkarnate bestehen aus einer Vielzahl kleinster Striche und Punkte. Das Gemalte wurde zusätzlich mit der Schabklinge verfeinert. (Louis Marie Sicardi: Dame mit blumengeschmücktem Strohhut, Detail, Inv. Nr.: 10654)

Der schwierigste und zeit­aufwendigste Teil der Malerei war stets das Inkarnat. Hierbei spielte der Malgrund eine wesentliche Rolle: Während auf Pergament oft eine dünne, hautfarbene Schicht Deckfarbe den Hautton bestimmte, diente auf Elfenbein das halbtransparente Material selbst als Grundton. Entsprechend wurden auch in der Weiterarbeit auf Pergament gerne mit Weiß vermischte Farben verwendet, auf Elfenbein aber nur Farblasuren ohne Weiß. Auch in den Inkarnaten begann der Künstler die Vormodellierung zuerst mit flächi­gen Lasuren. Die nächsten Arbeitsschritte wur­den in der für die Miniaturmalerei so charakteri­stischen Feinarbeit aus Punkten und Strichen ausgeführt, weil Wasserfarben auf fein geglätte­tem Pergament und vor allem auf Elfenbein nicht in verschiedenen Schichten übereinander gelegt werden konnten, ohne dass die darunter ­liegende Farblage sich sofort aufgelöst hätte.

Die Farbe drang nicht in den Malgrund ein, son­dern haftete nur an der Oberfläche. Zur Verfeinerung der Struktur benutzte der Miniaturist die Spitze der Schabklinge. Tatsächlich sind in vielen Miniaturen Konturen und die feinen Helldunkel-Abstufungen ebenso­ sehr das Werk des Pinsels wie des Kratzers; das Gemalte wurde ständig wieder mit der Klinge ausgebessert und verfeinert.