The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

Romantik

Romantik

Miniaturen der Romantik

Die Zeit der Romantik war in der Bildnisminiatur eine besonders glänzende Epoche. Ein Heer von Künstlern und Künstlerinnen schuf Porträts von großem Einfühlungsvermögen und erstaunlicher technischer Perfektion. 

Sehnen und Vermissen

Der Epochenbegriff „Romantik“ kann zeitlich nicht klar eingegrenzt oder genau definiert werden. Er umfasst neben der bildenden Kunst auch Musik, Literatur, Philosophie und weitere Gebiete. In der Malerei kommen Sehnsucht, Traum, Leidenschaft und individuelles Fühlen zum Ausdruck. In vielen Bildnisminiaturen spiegeln sich diese Aspekte, denn den Porträts lagen Gedanken der Verbundenheit, des Sehnens und Vermissens zugrunde. Die Zeit war gleichzeitig Höhepunkt und Abgesang der Miniaturmalerei.

In Europa wurden in nachnapoleonischer Zeit mehr Miniaturen gemalt denn je. Eine breite, wohlhabende Adels- und Bürgerschicht sammelte Kleinstporträts, um sie mit sich zu tragen oder zu Hause in der Art eines bildlichen Familienalbums in einem privaten Gemach an die Wand zu hängen. Die stetig wachsende Nachfrage wurde von einem Heer von Miniaturmalern gestillt. Die Porträts konnten je nach Gebrauch in unterschiedlichen Größen, Formaten und Techniken bestellt werden. Auch qualitativ war die Bandbreite groß, sodass man seinen Ansprüchen und Mitteln entsprechend einen passenden Maler fand. Als 1839 die Erfindung der Fotografie publiziert wurde, erlitt die Miniaturmalerei einen empfindlichen – und endgültigen – Einbruch. Die anfangs langen Belichtungszeiten wurden bald auf wenige Sekunden verkürzt, so dass der Porträtfotografie bereits in den frühen 1840er Jahren nichts mehr im Wege stand. Nur wer weiterhin Wert auf Anmut und Farbe legte und ein künstlerisches Gemälde einem Lichtbild vorzog, wandte sich noch an einen Miniaturisten.

Pierre-Édouard Dagoty: Herr mit Buch, 1820
Pierre-Édouard Dagoty: Herr mit Buch, 1820. Aquarell und Gouache auf Elfenbein, Inv.-Nr.: 11465
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Familiengalerien „en miniature“

Die Miniatur der Romantik – die Epoche überschneidet sich im deutschsprachigen Raum mit dem Biedermeier – wurde nach der Empirezeit weiterentwickelt. Die Bildformate wuchsen an, gaben das Modell nicht selten in Halbfigur mit den Händen wieder und die Gestaltung wurde farblich vielfältiger. Die Größe und der erweiterte Bildausschnitt boten Raum für zusätzliche Details. Diese belebten das Bildnis und wiesen auf Stand, Interessen oder Charakterzüge der dargestellten Menschen hin.

Wurde als Hintergrund ein Innenraum oder eine Landschaft gewählt, konnten auch diese nun ausführlicher gestaltet werden. Für Modeaccessoires boten die größeren Formate ebenfalls mehr Platz, was besonders bei Damenporträts geschätzt wurde. Kleider und Hüte waren in der Romantik wesentlich üppiger und voluminöser gearbeitet als im auf Eleganz bedachten Empire. Das Rechteck wurde als Format beinahe ebenso beliebt wie das Oval. In schwere vergoldete Bronzerahmen gefasst, wurden Miniaturen auf ein Pult gestellt oder zusammen mit weiteren Kleinporträts an eine Wand gehängt.

Moritz Michael Daffinger: Marie Anne Marguerite Joséphine Baronin von Wacquant-Geozelles, um 1835
Moritz Michael Daffinger: Marie Anne Marguerite Joséphine Baronin von Wacquant-Geozelles, geb. de Wolff, um 1835. Aquarell und Gouache auf Elfenbein, Inv.-Nr.: 11446
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Die Zeit der Romantik war in der Miniaturmalerei eine besonders glanzvolle Zeit. Es wurden Porträts geschaffen, die dem heutigen Betrachter vertraut erscheinen. Viele stellen Menschen dar, die ihren Wohlstand zwar nicht verbargen, sich aber nicht „verkleideten“, um sich abzuheben. Ergreifend sind besonders die Gefühle von Liebe und Freundschaft, die den Anlass zum Malen der Porträts gaben und die von Miniaturisten in unterschiedlichster Weise zum Ausdruck gebracht wurden.

Emma Virginie Fauvet Delaflotte, verh. Bertrand: Monsieur d’Auferville, um 1820
Emma Virginie Fauvet Delaflotte, verh. Bertrand: Monsieur d’Auferville, um 1820. Aquarell und Gouache auf Elfenbein, Inv.-Nr.: 11452
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