Dame vor Uferlandschaft
Alois von Anreiter
Das im Jahr 1843 gemalte Porträt einer fülligen Dame ist ein Beispiel für Anreiters erfolgreiches Bemühen, sich von seinem Lehrer Daffinger zu emanzipieren. Nach anfänglich starker Anlehnung an sein Vorbild begann Anreiter, mit Bildaufbau und Farbpalette zu experimentieren. Der Künstler wählte formale Mittel, um ein Bildnis spannungsvoll zu gestalten und idealisierte das Modell generell weniger stark als Daffinger. Im vorliegenden Fall stellt das windbewegte Seeufer mit sehr großem Tiefenraum einen starken Kontrast zur Figur dar. Die originelle, verdrehte Pose wird formal durch die Armhaltung und den rosafarbenen Seidenschal unterstützt und erhöht die Wirkung des auch farblich spannungsreich gestalteten Porträts.
Vom Publikum wie auch seitens der professionellen Kritik erlangte Anreiter seit Anfang der 1850er Jahre bei den Akademieausstellungen offizielle Anerkennung, was ihn in seinem Bemühen um eine eigene Ausdrucksform bestätigte.