Geistlicher Würdenträger
Benjamin Arlaud
Der füllige Herr in diesem Werk Benjamin Arlauds trägt ein Gewand, das ihn als geistlichen Würdenträger ausweist. Es entspricht dem eines englischen Bischofs, nur dass dessen Farbe in dieser Zeit nicht rot, sondern weiß war.1 Die aus kunstvoll gearbeiteten Gliedern gefertigte Kette wurde dem Dargestellten vermutlich als Anerkennung besonderer Verdienste verliehen.
Arlaud stellte sein Modell mit Gesichtszügen dar, die in seiner Zeit – anders als heute – als schön galten; ein kleiner geschwungener Mund und eine deutlich akzentuierte Nase waren damals wohlgeformt, und auch eine gewisse Korpulenz wurde positiv gewertet. Da die Kleidung und die Perücke des Herrn weitgehend einer Normierung unterworfen waren, konnte Arlaud allein bei der Wiedergabe des Gesichts auf die Persönlichkeit seines Gegenübers eingehen. Dies ist ihm auf überzeugende Weise gelungen.
Die in breiter Schraffur angelegten Schatten im Hintergrund entsprechen nicht etwa einer scheinbar flinken Malweise Arlauds, sondern sind das Resultat lichtempfindlicher Pigmente. In der hellen Partie verloren sie ihre Farbintensität in dünner Schicht, während sie in dicker vermalten Lagen ihre Kraft behielten. Der Bleichprozess von lichtempfindlichen Farben ist leider trotz des Alters des Werks kein abgeschlossener Prozess.
B. P.