vermutlich Sophie Gräfin Potocka
Christian Ahrbeck
Die aus dem Handel als das Porträt einer "Gräfin Potocka" erworbene Miniatur 1 zeigt mit großer Wahrscheinlichkeit die aufgrund ihrer Schönheit und ihres außerordentlichen Lebensweges berühmte Sophie Gräfin Potocka (um 1773-1822/23).2 Vermutlich aus verarmtem griechischem Adel stammend, soll sie den Eltern von einem französischen Gesandten abgekauft worden ein. Bei dessen Rückkehr nach Frankreich begegnete Sophie dem kaiserlich russischen Generalmajor und Gouverneur Joseph Iwanowitsch Graf de Witt, der sie entführte und 1779 heiratete. Er nahm Sophie mit nach Deutschland, wo sie Stanislaus Felix Graf Potocki kennenlernte. Dieser drängte den in finanziellen Schwierigkeiten befindlichen de Witt, gegen Zahlung einer bestimmten Summe in die Scheidung einzuwilligen und heiratete Sophie 1798 in Russland. Potocki war General der kaiserlichen Truppen und stammte aus altem russischen Adel, somit gehörte das das Paar zur Hofgesellschaft in St. Petersburg. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1805 zog sich Sophie Potocka auf die Besitzung in Tulczyn zurück, wo sie die Güter verwaltete und sich für Neuerungen im Landbau einsetzte. Infolge eines Brustleidens reiste sie nach Berlin, um sich dort behandeln zu lassen. Hier starb sie, nicht ganz 50jährig.
Christian Ahrbeck könnte die Gräfin persönlich getroffen haben, wahrscheinlicher aber ist, dass seine Miniatur aus der Sammlung Tansey die Kopie nach einem der vielen Bildnisse ist, die von ihr angefertigt worden sind. Da es einen starken Einfluss Isabeys aufweist, Isabey selbst aber offenbar kein Porträt der Gräfin gemalt hat, liegt es nahe, das Vorbild unter den Werken eines seiner Schüler zu suchen.
D. O., J. S. O.