The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

Dame in weißem Kleid mit blauen Bändern, Dramatische Szene

Ignazio Pio Vittoriano Campana (Umkreis)

Stil und Maltechnik dieses Damenbildnisses lassen deutlich den Einfluss Campanas erkennen, es wäre allerdings falsch, ihm das Werk zuzuschreiben. Ein unbekannter Maler orientierte sich ganz offensichtlich an dem berühmten Vorbild, verlieh der Dame aber individuellere Züge. Der nachdenkliche Gesichtsausdruck verdeutlicht die geistige Nähe zu einer abwesenden geliebten Person. Zu ihr hatte die Dame ein enges Verhältnis, wie das über dem Herzen geöffnete Brusttuch verrät. Auf dem Tischchen am rechten Bildrand liegen Blüten verschiedener Blumen, des Weiteren erkennt man ein Buch, dessen Lektüre anscheinend unterbrochen wurde.

Die junge Frau trägt ein schlichtes weißes Kleid, das der Mode der Mitte der 1780er Jahre entsprechend mit blauen Bändern verziert ist. Einziger Schmuck ist ein blaues Band, das die voluminöse Perücke umfängt. Die betonte Einfachheit der Kleidung spiegelt die Suche nach dem »einfachen Leben« wider, von dem man sich im Einklang mit den Ideen Rousseaus tiefere Glücksmomente versprach.

Auf der Rückseite der Miniatur verbirgt sich eine weitere Malerei, die erst durch Drehen des rahmenden Metallreifs des Dosendeckels zum Vorschein kommt. Sie zeigt eine in Tusche lavierte mehrfigurige Szene. Möglicherweise ist hier der zum Tode verurteilte Sokrates dargestellt, der umgeben von verzweifelten Anhängern im Gefängnis auf seinem Bett liegt und sich anschickt, den Schierlingsbecher zu trinken.1 Ihr Bezug zu dem frontseitigen Damenbildnis ist allerdings unklar.

B. P.

1 Vgl. das Gemälde mit demselben Thema von Jacques-Louis David (1787, The Metropolitan Museum of Art, New York).