The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

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Dame als Quellnymphe

Französisch

Die Darstellung einer Dame als personifizierte Quelle war in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sehr beliebt.1 Die Dame stützt sich auf ein liegendes Gefäß, dem Wasser entströmt, ein antikes Motiv bei der Darstellung von Flussgöttern und Nymphen. Die Quelle steht für die fortwährende Erneuerung der Natur und ist damit zugleich Symbol des Lebens, der Jugend und der Liebe.
Die Miniatur zeigt im Bildhintergrund auf eine Parklandschaft verweisende Bäume und Himmel, im Vordergrund eine durch grünlich-blasse Farbigkeit angedeutete schilfige Uferlandschaft. Das blaugrüne Tuch, das die Hüften der ­Porträtierten und den Wasserkrug umschlingt, nimmt das Fließende des Wassers auf und verbindet beide Sphären, die menschlich-reale und die allegorische, miteinander. Das hauchdünne Musselinkleid der Dame, und die halbentblößten Brüste betonen zudem den erotischen Charakter der Miniatur.
J. S. O.

1 Vgl. beispielsweise in der Sammlung Tansey Kat.-Nr. 2000-21 und Kat.-Nr. 2000-94 in Otten, Pappe, Schmieglitz-Otten 2000. Die Miniaturisten nahmen hier ein Thema auf, das in der großformatigen Malerei seine Vorbilder fand, bot es doch vielerlei Möglichkeiten, das sinnlich-erotische Element im antiken Gewand einzuführen. Ein berühmtes Beispiel war bereits im 16. Jahrhundert Lucas Cranachs liegende Quellnymphe (1518), für das Rokoko sind die Quellnymphe Watteaus (1717/18) oder die Damen als Quellnymphen des einflussreichen Porträtisten Jean-Marc Nattier beispielhaft: Marie-Henriette Berthelot de Pleneuf (Tokyo, National Museum of Western Art), Mlle de Clermont, 1729 (Musée de Condé, Chantilly), Louise-Henriette de Bourbon-Conti, 1738 (Metropolitan Museum, New York). Vgl. auch S. 2008-63 ff.