Marie Adrienne Françoise de Noailles, Marquise de la Fayette (?)(nach Labille Guiard)
Marie Gabrielle Capet
Marie Gabrielle Capet kopierte im Miniaturformat verschiedene Gemälde ihrer Lehrerin Adélaïde Labille-Guiard, so auch dieses Damenbildnis.1 Diese Arbeitspraxis spiegelt die gut funktionierende Zusammenarbeit der beiden Künstlerinnen wider: Die in ihrer Zeit als Porträtistin sehr geschätzte Labille-Guiard schuf das repräsentative Bildnis großformatig in Öl auf Leinwand, und Capet kopierte es später als Miniatur im praktischeren Kleinformat.
Capet stammte aus bescheidenster Lyoner Familie und kam nicht ganz zwanzigjährig ins Atelier Labille-Guiards.2 Sie durfte im Haus ihrer Lehrerin an der Rue de Richelieu wohnen und folgte ihr später sogar in die neue Wohnung im Louvre. Selbst nach der Heirat der Lehrerin mit dem Maler André Vincent wohnte Capet in deren Gemeinschaft. Die Miniaturistin zeigte in ihren Ölbildern, Pastellen und Miniaturen beachtliches Können, besaß aber nie die künstlerische Schaffenskraft und das Genie ihrer Lehrerin.
Marie Adrienne Françoise de Noailles (1759-1807) stammte aus einer der einflussreichsten Familien Frankreichs. Mit 15 Jahren heiratete sie den Marquis de La Fayette, der später ein feuriger Anhänger der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung wurde und sich im Paris der ersten Revolutionsjahre vehement für die neuen Ideen einsetzte. Er wirkte unter anderem bei der Verfassung der Menschenrechte mit und leitete mit Erfolg die revolutionären Truppen. Seine Unterstützung der bedrohten Königsfamilie trug ihm 1792 aber die Verurteilung durch radikale Parteianhänger ein; seiner Hinrichtung konnte er durch Flucht nach Amerika jedoch entgehen.