Dame in grauem Kleid mit rosafarbener Schleife
Gabriel Decker
Gabriel Decker stammte aus einer Malerfamilie und erlernte das Miniaturmalen wahrscheinlich beim Vater, dem Colmarer Maler Johann Stephan Decker. 1818 folgte dieser den vorübergehend in Colmar stationierten ungarischen Offizieren nach Budapest, wo Gabriel geboren wurde, und übersiedelte 1821 nach Wien, das künftig zur Wirkungsstätte für ihn und seine drei Söhne wurde. Die Beziehungen des Vaters zu Metternich und zum Haus Habsburg verhalfen vermutlich auch den Söhnen zu einem Teil ihrer Aufträge von der österreichischen Aristokratie und dem wohlhabenden Bürgertum Wiens.1 Miniaturen von Gabriel Decker sind sehr selten zu sehen, da viele sich noch im Besitz der Auftraggeberfamilien bzw. in privaten Sammlungen befinden.
Die hier vorliegende Miniatur ist ein besonders schönes Beispiel für die Miniaturmalerei der Jahrhundertmitte: Die Dame ist in einem grauen, schlichten Kleid mit einer altrosa-farbenen Schleife im Halsausschnitt dargestellt. Ihr Haar ist hochgesteckt und streng gescheitelt, außer einem goldenen Armreif trägt sie keinen Schmuck. Die großen Roben und detailreichen Accessoires, typisch für die Porträts Daffingers und seiner Zeitgenossen, waren schon Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr zeitgemäß. Um den Ausdruck des Modells zu steigern, verwandte der Maler daher au die Darstellung wesentlicher Details - z. B. der Augen - allergrößte Sorgfalt.
D. O.