The Tansey Miniatures Foundation

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Dame als Diana

Augustin Dubourg, eigtl. Georges Nicolas Toussaint Augustin

Eine junge Unbekannte ließ sich um die Mitte der 1780er Jahre in einem schlichten weißen Kleid und über den Schultern einem Wildkatzenfell porträtieren. Der Halbmond über der Stirn sowie Pfeil und Bogen weisen sie als Diana aus.1 Dass die Figur allerdings keine Darstellung der Göttin selbst ist, sondern eine verkleidete Auftraggeberin, erkennt man an ihren individuellen Gesichtszügen. Die Bewegung nach links, zur bewaldeten Seite der Landschaft hin, kommt einer Einladung an den Bildbetrachter gleich, der Dame dorthin zu folgen. Das bauschende Gewand und die wallenden Bänder im Haar verdeutlichen diese Bewegung. Die am Fell baumelnde Pfote, die sich zwischen die Beine der Dargestellten zu schleichen scheint, verdeutlicht die erotische Komponente des Werks.

Man kennt nur wenige Werke der Augustin-Brüder aus der Mitte der 1780er Jahre. Sie sind alle unsigniert, und ihre Zuschreibung basiert auf stilistischen Kriterien. Sie sind generell feiner und differenzierter gemalt als signierte Stücke des Älteren – Augustin Dubourg – aus der Zeit der Französischen Revolution, aber härter als solche des Jüngeren – Jean-Baptiste Jacques Augustin.2 Dies stützt die Vermutung, dass sie in Zusammenarbeit entstanden.

Die vorliegende Miniatur gehört zu den schönsten Werken dieser Schaffensphase. Die Komposition ist harmonisch ins Rund des Medaillons eingepasst, die Pose zeigt Bewegung, und die vielen Details laden das Auge ein, jedes einzelne zu betrachten.3   

B. P.

1  Miniaturen Dubourgs mit der Darstellung von als Diana verkleideten Frauen befinden sich in der Sammlung E. P. S. (vgl. Friesen 2001, S. 123), im Münchner Kunsthandel bei A.-M.  Wager und in französischem Privatbesitz. Für eine Dame als Diana von Augustin vgl. Pappe und Schmieglitz-Otten 2005, S. 66.

2  Vgl. die im Katalog der Augustin-Ausstellung abgebildeten Werke aus dieser Epoche in Pappe 2010, S. 78–81. Augustin und Dubourg begannen erst 1787 ihre Werke zu signieren.

3 Eine auf die Büste beschränkte kleinere Version ist abgebildet in Pappe 2015, S. 237, Nr. 48. Wir danken Wladislaw Maximowicz, Bergamo, herzlich für seine Hinweise zur Provenienz der Miniatur.