Familienbildnis
Bernhard Chevalier de Guérard
In der Bildmitte sitzt laut früheren Angaben Maria Ludovica von Österreich-Este (1787-1816), die dritte Frau von Franz I.(II.) (1768-1835).¹ Ihre Ehe blieb kinderlos. Sie könnte hier mit dreien der fünf Kinder aus der zweiten Ehe von Franz I. (II.) mit Marie Therese von Sizilien (1772-1807) dargestellt sein. Der älteste Sohn Ferdinand (1793-1824), späterer Kaiser von Österreich-Ungarn, steht hinter ihr und stützt sich auf ihren Stuhl, dabei alle anderen Dargestellten überragend. Vor der Kaiserin steht vielleicht der jüngste Stiefsohn Franz Karl (1802-1878) in ärmellosem roten Wams und schwarzen Hosen, ein kleines Bildnis seines Vaters in der rechten Hand auf Brusthöhe seiner Stiefmutter haltend, wodurch der männliche Elternteil mit repräsentiert ist.2 Auf gleicher Höhe wie die Kaiserin, jedoch stehend, ist vielleicht die älteste Tochter Marie Luise (1791-1847), später in erster Ehe mit Napoleon I. verheiratet, dargestellt. Sie trägt wie ihre Stiefmutter ein weißes Empirekleid, jedoch mit blauem Umhang, während den Körper der Kaiserin eine dunkelrote Stola einrahmt. Außerdem ist die Mutter durch eine Spitzenhaube mit blauem Band von ihrer Stieftochter unterschieden. Beide weibliche Figuren bilden zwischen dem ältesten und dem jüngsten Sohn die mittlere Gruppe. Aller Augen sind auf den Betrachter gerichtet.
Die Komposition der Miniatur ist interessant und reizvoll: Die „männliche Linie ist wie diagonal von links oben nach rechts unten durch das Bild geführt - unterstützt durch den Baum im Hintergrund des ältesten Sohnes - und kreuzt sich mit der „weiblichen Linie. In ihrem Schnittpunkt befindet sich das Bildnis des Vaters auf dem Herzen Maria Ludovicas.
D. O.