The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

Herr mit Brief

Jean Philippe Goulu

Dieses Porträt eines jungen Mannes von dem in Europa wenig bekannten Miniaturisten Goulu gehört zu den besten Werken seiner Zeit. Es zeigt einen Herrn von etwa 30 Jahren mit einem geöffneten Brief in der Hand. Deutlich lesbar steht auf diesem "A Monsieur M. Poiron/A Buenosaires" geschrieben. Obwohl die Möglichkeit besteht, dass es sich bei dem Dargestellten um den genannten Herrn Poiron handelt, ist die Bezeichnung als Selbstporträt des Künstlers wahrscheinlicher. Der argentinische Kunsthistoriker Eduardo Schiaffino konnte dies anhand der Provenienz überzeugend nachweisen: Demnach erhielt ein Schüler Goulus das Porträt - anscheinend von Herrn Poiron selbst - als Geschenk und gab es später an den Sammler Dr. Eduardo Pérez weiter, der es als "autorretrato" testamentarisch dem Museo des Bellas Artes vermachte. Da zwischen der Fertigstellung der Miniatur und ihrer Übernahme durch das Museum nicht einmal zwei Generationen vergingen, hielt Schiaffino die Bezeichnug des Bildnisses als Selbstporträt für gesichert und deutete die Aufschrift auf dem Brief als Widmung. 
Jean Philippe Goulu gehört zu den besten Porträtminiaturisten seiner Zeit und war im Jahr 1826 bereits als selbständiger Künstler sowie als Lehrer in Buenos Aires tätig. Mehr noch als die technische Perfektion der Malerei besticht sein Bildnis durch den emotionalen Gehalt, der in der sprechenden Gestik und dem nachsinnenden Gesichtsausdruck festgehalten wird.
D. O.

Dort verblieb es aufgrund rechtlicher Streitigkeiten allerdings nicht, sondern gelangte durch die Familie Roseti in den Handel. Anschließend war es ein zweites Mal im Besitz des Museums, wo es als Selbstporträt des Künstlers noch in den 1930er Jahren präsentiert wurde. Vgl. Schiaffino 1933, S. 67f. sowie: Schiaffino, S. 359. 
Die Bezeichnung gilt auch insofern als gesichert, als der Vorbesitzer ein Schüler Goulus war und dem Sammler, Eduardo Pérez, der das Porträt dem Museum vermachte, dieses mit großer Wahrscheinlichkeit als Selbstbildnis Goulus geschenkt hatte. Da der Sammler kein geschäftliches Interesse verfolgte, als er dem Museo des Bellas Artes das Werk testamentarisch überließ, besteht kein Grund, an seiner Bezeichnung als"autorretrato" zu zweifeln.