Herr in grauem Rock
Peter Adolf Hall
Peter Adolf Hall porträtierte diesen unbekannter junger Mann mit etwas fülligem Gesicht in der zweiten Hälfte der 1770er Jahre. Der Dargestellte trägt einen hellgrauen Rock mit grün abgesetzter Krageninnenseite, darunter eine blaue Weste und eine geknotete Krawatte. Das gepuderte Haar wird hinten mit einem schwarzen, zu einem Schleife geknoteten Band zusammen gebunden. Das am Rock angeheftete rote Band zeichnet den Dargestellten als Träger des XXX-Ordens aus.
Die große Meisterschaft Halls tritt gerade in seinen unspektakulären kleinformatigen Miniaturporträts zu Tage. Hier galt es, das Wesen des Modells ohne gefällige Accessoires darzustellen; das Hauptinteresse galt dem Kopf des Modells. Hall verstand es, nicht nur die Ähnlichkeit einzufangen, sondern auch etwas von seinem Wesen wiederzugeben. Inwieweit das Modell aber so porträtiert wurde, wie der Künstler es sah und inwieweit Wünsche des Kunden berücksichtigt werden mussten, muss dahingestellt bleiben. Im hier vorgestellten Herrenporträt jedenfalls bewundert der Betrachter die Wärme im Gesicht des Mannes, und es entsteht der Eindruck von tiefer Verbundenheit zwischen Dargestelltem und Betrachter, der ursprünglich der Adressat des Bildnisses war. Auch in diesem Werk staunt man über die Leichtigkeit der Malerei, die flüssig und, wie es scheint, in raschen Zügen gemalten Kleider, die Weichheit des Haars und die feine und dennoch in keiner Weise pingelige Malweise des Gesichts.
Die außergewöhnlich kostbare und aufwändig gearbeitete Rahmung zeugt von der Wertschätzung des Objekts durch die einstige Besitzerin. Diese Art Medaillon wurde nicht an einer Kette um den Hals getragen, sondern an ein Kleidungsstück angeheftet.
B. P.