Liebesszene
Karl Gustav Klingstedt (zugeschrieben)
Der schwedische Künstler Carl Gustav Klingstedt ist besonders mit seinen Darstellungen galanter Szenen hervorgetreten. Auf diesem Miniaturbildnis in Grisaille-Technik stellte er einen Herrn dar, der mit einem Sträußchen Blumen um eine Frau wirbt, deren Körperhaltung zwar noch abwartende Zurückhaltung ausdrückt, die durch ihr bereits aufgezogenes Miederband, den leicht geöffneten Mund und einen begehrenden Blick jedoch schon Zustimmung signalisiert. Eine zweite Frau steht hinter ihr und scheint sie dem Herrn in die Arme schieben zu wollen. Ihr kommt in dieser Szene die Rolle einer Kupplerin zu.
Der Herr wird durch seine Kleidung und Frisur als Vertreter des gehobenen Standes gekennzeichnet: Er trägt einen eng anliegenden Rock mit breiten blauen Ärmelaufschlägen, eine gepuderte Perücke und einen Dreispitz. Er ist die entscheidende Figur in diesem Miniaturbild, nur ihm hat der Maler wenige farbige Akzente an Ärmeln und Hutschleife verliehen und ihn damit aus den Grautönen der Grisaillemalerei herausgehoben. Das Mädchen hingegen ist in einfacher, ländlicher Kleidung dargestellt, die zusammen mit ihrer Frisur und dem etwas einfältigen Gesichtsausdruck auf ihren niederen Stand hinweist.
Die Szene spielt sich vor dem Hintergrund einer angedeuteten Parklandschaft ab und entspringt der erotisch aufgeladenen Schäferidylle, wie sie in der höfischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts beliebt war. Der durch Zeremoniell und Etikette streng geregelten Welt des Hofes wurde ein stilisiertes Naturidyll entgegengestellt, eine inszenierte Scheinwelt, in der die Verführung eines jungen Mädchens, dessen scheinbares Widerstreben nur umso begehrlicher macht, ein beliebtes Thema war.
J. S. O.