The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

Dame mit Amor

Karl Gustav Klingstedt

Der in Riga geborene Karl Gustav Klingstedt ließ sich nach einer Militärkarriere als Miniaturmaler in Paris nieder und spezialisierte sich auf die Darstellung kleiner, häufig erotisch-galanter Szenen, die er vorzugsweise auf Tabakdosen aufbrachte.1 Seine Arbeiten sind zumeist in einer Art Grisaillemalerei ausgeführt, die sich ausschließlich im Spektrum von Grautönen bewegt und damit den Figuren, ähnlich der Bildhauerei, besondere Plastizität verleiht. Durch einzelne Farbakzente lenkte er den Blick auf besondere Details. 

Eine junge Dame wendet sich dem nackten Amor zu, der sich anscheinend nur leicht widerstrebend an sie schmiegt. Seine linke Hand stützt er auf den Bogen, den Pfeilköcher hat er mit einem feinen Ledergurt auf den Rücken geschnallt. Dessen roter Farbton leuchtet hervor ebenso wie seine Lippen. Die Botschaft ist eindeutig: Die Dame bittet Amor, von seinen Liebespfeilen Gebrauch zu machen und damit den – vielleicht noch skeptischen – Adressaten dieses Geschenkes in die ihr gewogene Stimmung zu versetzen (vgl. auch Kat.-Nr. 2016-97).

J. S. O.

1 Zeitgenossen betitelten ihn deshalb etwas abfällig als den »Raphael der Tabakdosen« (Dictionnaire de la Conversation 1856, S. 782). Die vorzugsweise männliche Domäne der Tabatieren war ein beliebter Ort für galant-erotische, manchmal auch pornographische Darstellungen. Für eine Auswahl seiner Werke vgl. Bernd Pappe, Galante Miniaturen. Die Sammlung Dr. Löer im Neuen Schloss Bayreuth, Regensburg 2019, S. 92-105).