Friedrich II., König von Preußen (nach Ziesenis)
Deutsch
Friedrich der Große machte es den Künstlern nicht leicht, ihn im Bildnis darzustellen, denn er betrachtete Porträtsitzungen als Zeitverschwendung. Der Berliner Verleger Friedrich Nicolai drückt diesen Umstand in einem Brief an Christian Ludwig von Hagedorn aus: »Im Übrigen ist es kein Wunder, dass kein Bildnis des K. von Pr. getroffen ist. Se. Majest. haben seit Dero Regierung niemals sitzen wollen. [. . .]. Pesne habe den König gebeten, dass Se. Majest. geruhen möchten, dazu nur einmal zu sitzen; der König aber habe lächelnd geantwortet, er möchte nur einen jungen ansehnlichen Mann mahlen, so werde es schon gut seyn.«1
Die Darstellung ist nach dem Porträt von Ziesenis kopiert, das um 1763 gemalt wurde.2 Dort ist der König bis auf Kniehöhe dargestellt. Er hält in seiner Rechten den Kommandostab und stützt die Linke auf einen Stapel Papiere, die vermutlich militärische Pläne enthalten. Den Hintergrund bildet eine weite Landschaft. Der Miniaturmaler verkleinerte den Ausschnitt und legte dem König einen roten Hermelinmantel über den rechten Arm. Ob dem Bildnis von Ziesenis, das von dem traditionellen Porträttyp Friedrichs des Großen abweicht, Sitzungen des Königs zugrunde liegen, bleibt offen. Nach Aussagen des Künstlers hätte Friedrich der Große auf Bitten seiner Schwester Charlotte dafür tatsächlich Modell gesessen. Allerdings finden sich keine weiteren zeitgenössischen Belege für eine solche außergewöhnliche Gunst des Königs, so dass an ihrer Wahrscheinlichkeit gezweifelt wird.3
Von den vielen im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts laut schriftlicher Überlieferung in Berlin tätigen Miniaturmalern sind mangels signierter Werke nur ganz wenige identifizierbar. Diese Miniatur zeigt zwar Charakteristiken der Malweise Anton Friedrich Königs, Unterschiede in der Malweise deuten aber auf einen Maler aus seinem Umkreis hin.
B. P.