Dame beim Betreten eines Raumes
Jean-Jacques Karpff, genannt Casimir
Jean-Jacques Karpff wählte für das Porträt dieser jungen Frau ein außergewöhnliches Konzept: Er stellte sie in Ganzfigur beim Betreten eines Hauses dar. Ihre linke Hand stützt sie spielerisch auf den Türgriff, mit der Rechten hält sie den Schleier, der über ihrem Kopf durch einen Luftzug aufgebläht wird. Die Perspektive gewährt einen Blick in den Garten, den die Dargestellte gerade verlässt: Vor Bäumen und einem Kirchturm ist ein Teich mit einem Schwan zu erkennen. Im Raum verrät eine hinter der Türe auf einen Stuhl gestellte Lyra die musikalische Betätigung der Dame.
Der aus Colmar stammende Karpff war ein in vielerlei Hinsicht origineller Künstler. Zu seinen Eigenheiten gehörte, dass er seine Miniaturen ausschließlich in schwarzer Tusche gestaltete und Gesichter und Kleidung in regelmäßigen, schräg verlaufenden Linien schattierte. Den Hintergrund malte er hingegen in flächig aufgetragenen Lasurschichten. Diese verschiedenartigen Malweisen hatten den Zweck, das Porträt zu beleben. Die Schraffuren erzeugen für das Auge eine Art optische Vibration.
Karpff signierte seine Werke mit »Casimir«. Er hatte sich diesen Namen während seiner Ausbildung im Atelier Jacques-Louis Davids in Paris zugelegt, angeblich weil seinen Studienkollegen sein richtiger Name unaussprechbar vorkam.1
B. P.