The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

EN

Selbstbildnis

Adélaïde Labille-Guiard

In diesem Selbstbildnis stellte sich die Künstlerin beim Miniaturmalen dar. Sie hält in der Linken eine für diese Art Malerei ungewöhnlich große Palette1 und in der Rechten einen feinen Pinsel. Das grün bezogene und leicht schräg angewinkelte Malpult steht auf einem schwarz gelackten Tischchen mit Goldbronzebeschlägen. Die Miniatur und ein Papier, das dem Abstreifen des Pinsels dient, liegen auf der Arbeitsfläche.
Wie auch in ihrem Selbstbildnis von 1785 (Metropolitan Museum, New York) stellte sich die Künstlerin hier als elegante Dame dar, deren Kleidung und Mobiliar sich in keiner Weise von denen einer Dame der Aristokratie unterscheiden. Diese forcierte Angleichung an die tonangebende Gesellschaftsschicht fällt im späteren Selbstporträt noch stärker auf, denn dort malt die Künstlerin mit Ölfarben an einem Staffeleibild, die reichen Kleider und die kostbaren Möbel tatsächlich gefährdend. Beim Miniaturmalen hingegen bestand durch die kleine, auf einem Tisch Platz findende Malfläche, die geringen Farbmengen und deren Löslichkeit in Wasser kaum Gefahr von Verschmutzung.2
Das Miniatur-Selbstporträt Labille-Guiards wurde anlässlich der Ausstellung von einem anonymen Kunstkritiker positiv beurteilt. Nachdem er in anderen Porträts der Künstlerin die undeutlich gemalten Hintergründe kritisierte, meinte er: »Sie unterließ diesen Fehler in ihrem eigenen [Porträt], auch tritt hier der Kopf viel deutlicher zutage, er ist mit viel Feinheit und Ähnlichkeit gemalt. Diese Miniatur zeigt eine schöne Malweise, ist angenehm und besitzt viel Effekt.«3
B. P.

1 Die für die Miniaturmalerei benötigten Paletten waren meist nur handtellergroß.
2 Zu den Vorteilen der Miniaturmalerei gegenüber der Staffeleimalerei in der gehobenen Gesellschaft vgl. Bernd Pappe „Ausbildung im Miniaturmalen für Künstler und Dilettanten: Die Ateliers von Augustin und Isabey in Paris“, in: Pappe und Schmieglitz-Otten 2002, S. 17-8.
3 Lettre à M. le Marquis de XXX, 1774, S. 21f. Vgl. Passez 1973, S. 60.