Mädchen in weißem Kleid mit rotem Seidengürtel
Léger
Der vermutlich in Paris tätig gewesene Miniaturist Léger malte das Bildnis eines unbekannten Mädchens in unmittelbarer Frontalität. Dadurch wird das kindlich unschuldige und direkte Wesen betont, dem jede Koketterie noch fremd ist. Zu dieser spontanen Natürlichkeit passen der graue Hintergrund und das schmucklose Kleid mit dem seidenen Gürtel in reinem Rot. Des Mädchens einzige Zierde ist sein wundervoll gelocktes Haar, dessen Glanz der Künstler in einer Weise setzte, daß die Strähnen wie Seidenbahnen nach unten zu fließen scheinen.
Über das Leben Légers ist nichts bekannt. Die wenigen bekannten Werke entstanden fast alle im Jahr 1797.1 Es ist deshalb anzunehmen, daß sich der Künstler in der Miniaturmalerei nur über eine sehr kurze Zeitdauer hinweg betätigte. Möglicherweise wandte er sich Ende der 1790er Jahre vom Künstlerberuf ab oder starb. Dies kann man bei dem malerischen Können und der anrührenden Direktheit, mit der Léger seine Modelle im Bildnis einfing, nur bedauern.
B. P.