The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

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Marie-Joséphine Comtesse de Duras mit ihrer Tochter und einem Bild ihrer Schwiegermutter

Mathies

Die ansprechende Miniatur von Mathies zeigt Familienmitglieder dreier Generationen und zählte zu den Lieblingsminiaturen der Sammlerin Lieselotte Tansey. Eine Mutter präsentiert liebevoll ihr Kleinkind, das vor ihr auf einem Tisch mit Sitzkissen ruht. Das Kind wiederum hält ein ovales Gemälde mit dem Porträt einer älteren Dame. Die Rosen in seiner rechten Hand versinnbildlichen seine herzlichen Gefühle für die im Oval Dargestellte. Dieses Bild-im-Bild ermöglichte jüngst die Benennung der drei Personen: Es stellt Louise Françoise Maclovie de Coëtquen, Comtesse de Combourg, Duchesse de Duras (1727–1802) dar. Das originale Porträt wurde 1770 von Jean Valade gemalt.1 

Die Duchesse de Duras war die zweite Gattin von Emmanuel-Félicité de Durfort, Duc de Duras (1715–1789), mit dem sie als einzige Kinder zwei Söhne hatte. Die dargestellte Mutter ist somit eine ihrer Schwiegertöchter, und das Kind ein Enkel. Aufgrund der Lebensdaten und dem Alter der Dargestellten sowie der Datierung der Miniatur kommen als Mutter nur Marie-Joséphine de Rigaud de Vaudreuil (1743–1781) und deren einzige Tochter Fidèle-Joséphine-Maclovie de Durfort de Duras (1780-1865) in Frage.2 
Als Marie-Joséphine am 23. November 1781 starb, war das Töchterchen erst etwa anderthalb Jahre alt. Es wuchs während der Französischen Revolution bei seiner Großmutter in Paris auf.3 Die Miniatur dürfte somit Ende 1780/Anfang 1781 gemalt worden sein, für den Sohn, Gatten und Vater der drei Dargestellten, Charles Armand Fidèle de Durfort, Comte de Duras (1743-1804).

Mathies ist ein kaum bekannter Miniaturmaler, von dem nur wenige Werke überliefert sind. Er scheint eine Vorliebe für Mutter-Kind-Darstellungen gehabt zu haben. Eine sehr ähnliche Miniatur wurde 1917 als Porträt von Victoire de Rigaud de Vaudreuil mit Kind publiziert, zeigt aber vermutlich ebenfalls Marie-Joséphine de Rigaud de Vaudreuil mit ihrem Töchterchen Fidèle-Joséphine-Maclovie.4 Die Dargestellten zeigen im Gesicht zwar nur eine oberflächliche Ähnlichkeit, sind aber fast identisch gekleidet.  
B.P.

1 Château d’Ussé (Rigny-Ussé). Wir danken Ólafur Thorvaldsson, Cambridge, herzlich für seine umfangreichen Hinweise zu der Miniatur sowie die Benennung der Dargestellten.
2 Marie-Joséphines Gatte Charles Armand Fidèle de Durfort de Duras (1743–1804) war Offizier der königlichen Armee. Das Paar lebte in Paris in seinem Stadtpalais, dem Hôtel de Duras an der Rue du Faubourg St.-Honoré. Charles Armand Fidèle war der jüngere Bruder von Emmanuel-Céleste Augustin de Durfort, Duc de Duras (1741–1800, siehe Inv.-Nr.11161).
3 Siehe Jules Sauzay, Chronique, Annales franc-comtoises, Mai 1865, S. 396–397.
4 Max von Boehn, Miniaturen und Silhouetten, München 1917, S. 72-73, 76. Das stark überarbeitete Werk stammt angeblich aus Familienbesitz Vaudreuil und wurde am 15.12.2011, Nr. 77, bei Drouot, Paris (Binoche et Giquello) verkauft. Eine weitere Miniatur von Mathies zeigt eine Mutter mit ihren zwei Kindern und ist 1786 datiert (Musée du Louvre, Paris).