Marie-Julie Bonaparte, geborene Clary
Franz Nickel
Das als Porträt von Caroline Bonaparte, Schwester Napoleons, in die Sammlung Tansey gelangte Damenbildnis stellt aufgrund neuster Erkenntnisse Marie-Julie Bonaparte, geborene Clary (1771-1845) dar. Sie war die Tochter eines wohlhabenden Marseiller Kaufmanns und heiratete 1794 Joseph Bonaparte, den ältesten Bruder Napoleons. Dieser schwärmte zwar angeblich zuerst für Marie-Julies Schwester Désirée, spätere Königin von Schweden, doch schien sich auch Napoleon für sie zu interessieren, was Josephs Heiratsabsichten vereitelte. Marie-Julie Bonaparte hatte zwei Töchter, Zénaïde und Charlotte, die später beide wiederum Familienmitglieder Napoleons heirateten. Marie-Julie wurde Königin von Neapel (1806 -1808) und später von Spanien (1808 -1813). Nach dem Sturz Napoleons wurde ihr angeboten, ins Exil nach Amerika oder Russland zu reisen, doch Bemühungen ihres Schwagers König Bernadotte von Schweden ermöglichten ihr, zuerst in Frankfurt und später in Brüssel zu wohnen. Nickel kopierte das Bildnis Marie-Julie Bonapartes nach einem Gemälde François Gérards von 1807, das sich heute in der National Gallery von Irland befindet. Die Dame ist dort in Begleitung ihrer beiden Töchter in einem reichen Innenraum mit Ausblick auf eine Parkanlage mit Teich dargestellt. Das Gemälde Gérards wurde, bedingt durch das unstete Leben Marie-Julies, oft an verschiedene Orte gesandt. Nickel sah es möglicherweise in Madrid, wo er zeitweilig arbeitete. Für seine Kopie in Email wählte er nur die Büste der Königin aus und malte diese vor monochromem Grund.
B. P.