Herr in grauem Rock mit blau-weiß gestreifter Weste
Louis-Lié Périn-Salbreux
Den Mann mit den auffallend hellen Augen malte Périn gegen die Mitte der 1790er Jahre und auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Könnens. Die Malerei zeigt Périns Sicherheit, die Farben - trotz des Miniaturformats - in breiten Pinselschlägen zu setzen. Obwohl er manche Details nur andeutete, wirken sie für den Betrachter vollendet.1
In allen in diesem Katalog vertretenen Miniaturen Périns mit Waldhintergrund ist dieser in der rechten Bildhälfte durch eine Lichtung aufgehellt. Der Herr im vorliegenden Bildnis wendet ihr den Rücken zu, wohingegen die anderen Modelle - was harmonischer ist - sich ihr zuwenden. Gerade dadurch erhöhte Périn jedoch die Spannung in diesem Bildnis. Vielleicht wollte er hier auch einer Eitelkeit des Dargestellten entgegenkommen: Die sanfte Stupsnase des Mannes, im 18. Jahrhundert wenig geschätzt und oft mit Einfalt in Verbindung gebracht, tritt durch die beinahe frontale Beleuchtung des Gesichts weniger deutlich zutage, als wenn sich der Herr nach rechts, von der Lichtquelle weg gewandt hätte. Die Beleuchtung des Modells mußte indessen von links kommen, da der Miniaturist beim Malen sonst mit der rechten Hand sein Werk beschattet hätte.
B. P.