The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

Herr mit blau-weiß-rot gemustertem Haartuch

Jean-Marie Ribou

Obwohl als Porträt einer Thérèse Elisabeth Le Ray de Chaumont überliefert,1 stellt diese Miniatur eher das Bildnis eines jungen Mannes dar; breite Kieferknochen, Koteletten, gespaltenes Kinn und der angedeutete Adamsapfel sind Kennzeichen der männlichen Physiognomie. Das offene Hemd mit dem unordentlichen Jabot, die zwanglos nach unten gekämmten, ungepuderten Haare und das blau-weiß-rot gemusterte Kopftuch deuten auf einen jungen Revolutionär hin, der durch sein äußeres Erscheinungsbild seine politische Zugehörigkeit sichtbar machen wollte. Allerdings war hierin große Vorsicht geboten; was in einer Woche noch als politisch korrekt angesehen wurde, konnte in der nächsten bereits verpönt und sogar lebensbedrohend sein.
Von Ribou kennt man eine Serie von über vierzig kleinformatigen Ölporträts,2 doch nur wenige Miniaturen. Sein voller Name und Stationen seines Lebenswegs wurden erst in neuerer Zeit bekannt.
B. P.

1 Vgl. Jeannerat 1957, S. 344. Die nur teilweise leserliche Signatur wurde von Jeannerat nicht als jene Ribous erkannt und die Miniatur deshalb der französischen Schule zugeordnet. Vgl. auch ein ähnliches Bildnis eines Herrn mit gestreiftem Foulard von Ribou (Musée des Beaux-Arts, Lille).
2 Sie stellen Ahnen der Bourbonen-Dynastie dar und wurden um 1775 gemalt (Musée Condé, Chantilly). Zu Ribou vgl. Garnier-Pelle 1995, S. 108-127.