The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

Die Sängerin Joséphine Fodor-Mainvielle

Jean-Baptiste Singry

Das unter dem Titel "Maria Fedor" in die Sammlung Tansey gelangte Bildnis von Singry konnte im Zuge der Recherchen für den vorliegenden Katalog als ein Porträt der Joséphine Fodor-Mainvielle (1793-1870) identifiziert werden. 
Die Dargestellte war die Tochter des in seiner Zeit berühmten ungarischen Violinisten und Komponisten Joseph Fodor. Sie erzielte bereits früh Erfolge als Sängerin. Nach Aufenthalten in Stockholm und Kopenhagen erreichte sie mit ihrem Ehemann Mainvielle Paris, wo sie ab 1814 debütierte - ohne große Erfolge. Erst nach Auftritten im Fenice in Venedig und der Rückkehr nach Paris 1819 ans Théâtre Italien erzielte sie den Durchbruch, denn ihre Stimme erreichte eine angeblich unwiderstehliche Weichheit. Gesundheitliche Probleme veranlassten die Primadonna 1822 zu einer Reise nach Neapel und Verträgen mit der dortigen Oper. Erfolge in Wien und erneut in Neapel ermutigten sie dazu, 1825 wieder in Paris aufzutreten, doch führte dort eine stimmliche Veränderung zu peinlichen Misserfolgen. Trotz eines erneuten Aufenthaltes in Neapel konnte die Sängerin ihrer Stimme die frühere Qualität nicht mehr zurückgeben, so dass sie 1833 die Gesangskarriere abbrach. 1857 verfasste sie ein Werk über den Gesang. 
Singry malte die berühmte Sängerin in den Jahren ihrer großen Erfolge in Paris, zwischen 1819 und 1822, und stellte die Miniatur im Pariser Salon 1822 aus. Das Bildnis präsentiert die gefeierte Sängerin als selbstsichere Persönlichkeit voller Leben und Energie.
B. P.

1 Maria Fedor war das Pseudonym des deutschen Schriftsteller Carl Maria August von Zobeltitz, 1857-1934.
2 J. Fodor-Mainvielle, Reflexions et conseils sur le chant, 1857. 1823 erschien eine Biographie über die Diva von J. C. Unger.
3 Sie ist im Ausstellungsführer unter der Katalognummer 1200 aufgeführt: "Portrait de Mme Mainvielle-Fodor". Eine weitere Version der Miniatur, von Singry gemalt, befindet sich in der Münchner Residenz (siehe Bernd Pappe, Geliebte Porträts.
Bildnisminiaturen im Münchner Residenzmuseum, Regensburg 2017, S. 134-135). Eine Kopie auf Porzellan schuf Marie-Victoire Jaquotot (vgl. Lajoix 2006, S. 127).