Dame in Park mit Obelisken
Jean-Baptiste Soyer
Auch dieses Damenbildnis zeigt unverkennbar die Handschrift von Jean-Baptiste Soyer: Gesichtsphysiognomie und Ausdruck der Dargestellten sind beinahe ebenso verlässliche Indizien für eine Zuordnung wie eine Signatur. Der Künstler stellte mehrere Damen in Schrägansicht sitzend vor einer Parkkulisse dar. Die Dreiviertelbildnisse zeigen die Modelle mit beiden Händen, mal einen Brief, mal ein Buch haltend. Im Hintergrund gestaltete Soyer eine romantische Parkanlage mit antikisierenden Bauwerken: kleinen Tempeln, Brunnenanlagen oder, wie im vorliegenden Werk, Obelisken.1
Die Dame mit der kurzen Lockenfrisur posierte auf einem Sessel im Atelier des Künstlers. Im Bild aber wurde der Raum durch einen weiten Park und die Armlehne durch eine grasbewachsene Böschung ersetzt. Ein kleiner Rosenbusch im Rücken der Dame drückt ihre innigen Gefühle zum Bildbetrachter aus. Obelisken wurden im Klassizismus zum Andenken an bedeutende Ereignisse errichtet. Dieser mag hier im übertragenen Sinn an einen speziellen Moment erinnern, der der Dame und dem Adressaten der Miniatur besonders wichtig war. Im Kontext der Liebe ist nicht auszuschließen, dass das Monument zusätzlich eine erotische Bedeutung besaß.
B. P.