The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

Dame mit blauem Kleid und Hermelinumhang

Deutsch

Die Porträtierte trägt ein leuchtend blaues Kleid und einen roten, mit Hermelinschwänzen verzierten Mantel. Kleidung, Schmuck sowie die große Vase mit Fruchtgehängen und Masken verweisen auf ihren fürstlichen Rang. Ungewöhnlich ist der Bausch des duftigblauen Vorhangs, der sich auch über den Fuß der Vase erstreckt. Das lockige Haar ist zu einer Fontange hochgesteckt, die ein blaues, turbanähnliches Tuch schmückt. Auffällig ist der reiche Schmuck der Dargestellten: Sie trägt eine große Pfauenfeder im Haar, gehalten von einer Agraffe mit Tropfenperle, eine weitere perlenbesetzte Agraffe auf dem Scheitel und prachtvolle, große Broschen auf Kleid und Mantel.1

Die frühere Identifizierung der Dame als Charlotte Friederike von Pfalz-Zweibrücken (1653–1712) ist wenig wahrscheinlich.2 Auch die Vermutung, in ihr Sophie Charlotte, die erste Königin von Preußen (1668–1705),3 zu sehen, kann nicht belegt werden. Doch gibt es durchaus Ähnlichkeit in der rundlichen Physiognomie des Gesichtes, dem zur Fülle neigenden Körper bei gleichzeitiger Grazie und Anmut, und der von Klugheit und feiner Intelligenz geprägte Ausdruck erinnert sehr an Gemälde der Königin.4 Sie wird jedoch ausschließlich mit dunklem Haar wiedergegeben.
J. S. O.

1 Dies weist weniger auf eine Verkleidung, z.B. im Rahmen eines Hoffestes, hin, sondern könnte aus einer türkisch-osmanischen Beute zu stammen. Vgl. Die Türken vor Wien 1983, Nr. 8, 9: Turbanschmuck und ein Bektaschi-Orden. Gerade die Echtheit des Schmuckes ließ ihn für ein repräsentatives Fürstenporträt geeignet erscheinen. Ich danke Alheidis von Rohr, Hannover, für ihre wertvollen Hinweise.
2 Sie wird mit deutlich schmalerer und länglicher Gesichtsform dargestellt. Vgl. ihr Porträt in der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, Inv.-Nr. PORT_00051893_01.
3 Sophie Charlotte war die einzige Tochter des Kurfürsten Ernst August von Hannover und seiner Gemahlin Sophie. 1684 wurde sie die zweite Frau von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, der sich 1701 zum König Friedrich I. in Preußen krönte. Die gebildete und vielseitig interessierte Frau machte Lietzenburg, das später nach ihr benannte Schloss Charlottenburg, zum ersten Musenhof in Brandenburg-Preußen.
4 Vgl. besonders ihr Porträt von Gedeon Romandon um 1695 (Schloss Friedrichsfelde, Berlin).