Dame vor der Porträtbüste eines Herrn
Deutsch
Das vorliegende Miniaturporträt wirft hinsichtlich der Identifizierung der Dargestellten Fragen auf. Es ist - in der Art des »pompejanischen Porträts« Guérins - weitgehend monochrom gemalt und stellt eine junge Dame mit hellem Kleid, mit hellem, locker um die Schultern geknoteten Tuch und heller Schärpe dar. Ihr Kopf ist im Profil gezeigt und einer Porträtbüste zugewandt, um deren Sockel sie den rechten Arm gelegt hat. Die Büste zeigt einen Herrn mit Rock und Jabot sowie einer Zopfperücke und steht auf einem rosengeschmückten Steinsockel. Beide Gesichter befinden sich auf derselben Höhe, was den Eindruck eines Zwiegesprächs der Dame mit einem verstorbenen geliebten Menschen hervorruft.
In einer rückseitigen Beschriftung werden die Dargestellten als Fürstin Maria Carolina Lichnowsky mit der Büste ihres Ehemanns Karl Johann bezeichnet. Fürst Karl Lichnowsky (1756-1814) war einer der frühesten Gönner Ludwig van Beethovens in Wien. Seine Frau Maria Christiane (1765-1841), eine talentierte Pianistin, verehrte und förderte den Komponisten ebenfalls. Beethoven wohnte in den ersten Jahren seiner Wiener Zeit im Stadtpalais des Grafen Lichnowsky und erhielt von 1800 an vermutlich bis zum Zerwürfnis 1806 ein jährliches Gehalt von ihm.
Der Vorname Carolina wie auch die Tatsache, dass Karl von Lichnowsky erst 1814 starb, weisen die rückseitige Bezeichnung als unzutreffend aus. Ob es sich bei der Dame möglicherweise um Maria Christiane Lichnowsky handelt, kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden.
J. S. O.