Kleinkind in Korbbett

Im Rund dieser Miniatur ist ein Kleinkind in seinem Korbbett dargestellt. Es steht in einer Parklandschaft, umgeben von Gänseblümchen und weißen Rosen – Symbolen kindlicher Unschuld. Das Kind stützt seinen Kopf nachdenklich auf die rechte Hand und blickt ernst und aufmerksam zum Bildbetrachter. Sein Ausdruck ist im Zusammenhang mit der rechts dargestellten Urne zu sehen. Es ist anzunehmen, dass das Kind einen Elternteil verloren hat oder aber dass es selbst in zartem Alter starb und dass die Miniatur posthum gemalt wurde. Der schön geschwungene und polierte gesprenkelte Stein besitzt eine erstaunliche Plastizität und ruft durch die Kälte des glatten und glänzenden Materials eine starke Kontrastwirkung zur Weichheit des Kindes hervor.

Die Miniatur wurde bislang aufgrund von stilistischen Merkmalen Augustin Dubourg zugeschrieben, dem älteren Bruder Augustins. Die Virtuosität der Darstellung, die Feinheiten in den Farbabstufungen und die Wiedergabe auch kleinster Details sprechen indessen für eine Zuordnung an Jean-Baptiste Jacques Augustin. Da beide Geschwister in den 1780er Jahren vermutlich eine Zeitlang zusammen arbeiteten und der Jüngere von seinem neun Jahre älteren Bruder in die Miniaturmalerei eingeführt wurde, bestehen speziell im Frühwerk verblüffende stilistische Übereinstimmungen. Ein charakteristisches Merkmal von Augustins Porträts des ausgehenden Ancien Régime ist neben dem Detailreichtum eine optische Gewichtung des Kopfes, der im Vergleich zum Körper als zu groß erscheint.

B. P.