Marie-Gabrielle Capet malte das Porträt des Pariser Advokaten Jean-Pierre Demetz (1753 – 1820)1 in zwei unterschiedlichen Techniken, als Pastell und als Miniatur. Das großformatige Bildnis ging dem Medaillon zweifellos voraus.2 Es zeigt den Juristen in exakt der gleichen Pose, aber in andersfarbiger Kleidung: Er trägt über einer ockerfarben gemusterten Weste einen grünen Rock. Die Miniatur hingegen gibt das Modell wesentlich karger wieder. Die Farben Grün und Ocker wichen Schwarz und Grau, und die Musterung der Weste wurde zu breiten vertikalen Streifen. Capet stellte das Modell als ruhigen und besonnenen Mann dar. Sie betonte diese Eigenschaften in der Miniatur durch das Weglassen von Zierelementen und die Wahl einer einheitlich grauen Fläche als Hintergrund. Merkwürdigerweise datierte sie das Pastellbild »1801«, die Miniatur hingegen entsprechend dem republikanischen Kalender »an 9« (22. September 1800 – 22. September 1801).
Marie-Gabrielle Capet besaß zwar großes Talent als Porträtmalerin in Öl, Pastell und in Miniatur, stand aber zeitlebens im Schatten ihrer berühmten Lehrmeisterin Adélaïde Labille-Guiard.3 Die Schülerin arbeitete über mehrere Jahre in Adélaïdes Atelier und übertrug einige von deren Werken ins Miniaturformat. Ihre eigenen Schöpfungen geben die Modelle natürlicher, verhaltener und empfindsamer wieder.