The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

Dame mit Hündchen, Noten und Fächer

Juda Löw Pinhas (zugeschrieben)

Mit großer Präzision und Feinheit porträtierte ein deutscher Miniaturist - vielleicht Juda Löw Pinhas - eine Dame in weißer Festrobe. Sie sitzt in einem Raum, der in der rechten Bildhälfte über eine Brüstung mit Vase den Ausblick ins Freie gewährt. Ihre Haut ist von hellem, porzellanartigem Kolorit, von dem sich die blauen Augen und die konturierten dunklen Augenbrauen stark abheben. Das Hündchen kann als ein Zeichen der Treue verstanden werden, die die Dame dem Adressaten der Miniatur versprechen möchte. Auch seine rote Halsschleife, die mit dem Umhang der Dame farblich korrespondiert, spricht dafür, dass zwischen beiden eine Gemeinsamkeit gesehen werden soll, und nicht zuletzt die Rose auf dem Tisch. Der Fächer in ihrer rechten Hand war im Rokoko ein unentbehrliches praktisches Requisit, doch lag es nahe, ihn auch kokettierend einzusetzen.1 Mit Notenbüchlein und einem weiteren geschlossenen Buch weist die Dame auf ihre Bildung in Musik und Literatur hin.
Geschickt hat es der Miniaturist verstanden, die Dreieckskomposition mit der zentralen Stellung der Porträtierten in der Bildmitte noch zu unterstreichen durch eine farbliche Staffelung: Das Blaugrün des Vorhangs auf der linken Seite sowie des Himmels und eines Polsters auf der rechten Seite wird komplementiert durch das Rot des Umhangs, von dem wiederum sich der helle Hautton der Dame effektvoll abhebt.
J. S. O.

1 Zur Liebessymbolik von Tierdarstellungen in Miniaturporträts, siehe Bernd Pappe, Galante Miniaturen, Regensburg 2019, S. 106-119.
2 Eleganz und Grazie, das Befinden der Seele und der Gefühlsausdruck, die in dieser Zeit eine besondere Rolle spielten, konnten durch die unterschiedliche Handhabung des Fächers zusätzlich betont werden. Eine direkte Zuordnung von Geste und bestimmter Aussage, wie sie in einer sogenannten »Fächersprache« existiert haben soll, ist jedoch für das 18. Jahrhundert nicht belegt. Sie ist erstmals 1827 in einer Veröffentlichung des französischen Fächerherstellers Jean Pierre Duvelleroy überliefert, derzufolge die in der Miniatur dargestellte Fächerhaltung dem Mann die Frage stellen sollte, ob er die Dame liebe.