Christian VII., König von Dänemark und Norwegen
Theodor Friedrich Stein
Die Miniatur zeigt Christian VII., der von 1766 bis 1808 König von Dänemark und Norwegen war.1 Die charakteristische Physiognomie des Königs, das schmale zarte Gesicht mit der hohen Stirn, dazu sein schlanker Körperbau, auch das blaue Band und der Bruststern des Elefantenordens, des höchsten dänischen Ordens, belegen diese Benennung.
Wir schreiben die Miniatur dem Künstler Theodor Friedrich Stein zu, der König Christian VII. und seine Gemahlin mehrmals porträtierte.2 Meisterhaft hat er den jungen König in ungewöhnlicher Weise dargestellt. Christian ist in einer freien Landschaft dargestellt, nur Kopf und Oberkörper sind wiedergegeben. Dunkle Bäume wiegen sich im Sturm und Wolkenberge türmen sich auf. Das untere Haar der Zopfperücke hat sich geöffnet und weht im Wind. Der König weist mit seiner rechten Hand auf den sich rötenden Himmel, sein Blick geht jedoch in die entgegengesetzte Richtung, aus der das Dunkel heranzuziehen scheint.
Diese ungewöhnliche Darstellung spielt möglicherweise auf die gestörte Persönlichkeit des jungen Königs und seine unsichere politische Stellung an. Bereits bei seinem Regierungsantritt war er unfähig, die Regierungsgeschäfte nach eigenen Vorstellungen zu führen; vielmehr wurde die Politik am Kopenhagener Hof vom Kabinett und den leitenden Ministern Moltke und Bernstorff bestimmt sowie von einer Gruppe wechselnder Günstlinge, die sich Zugang zum König verschafften. 1784 musste Christians Sohn Friedrich die Regierungsgeschäfte für den geistig gestörten Vater übernehmen. Das Krankheitsbild wird heute aus medizinhistorischer Sicht als Schizophrenie gedeutet.3
J. S. O.