Marie-Madeleine Massé, geborene Berchère
Jean-Baptiste Massé
Die in dieser Miniatur Massés dargestellte Dame wird durch die rückseitige Inschrift als Marie-Madeleine Berchère identifiziert. Sie war die Gattin von Massés in London lebendem Bruder Jacques1 und wurde, da ihr Mann bereits vor Massé starb, im Testament des Künstlers berücksichtigt. Massé scheint zu ihr eine besonders vertrauensvolle Beziehung gepflegt zu haben, denn einige seiner ihm wertvollsten Familienminiaturen vermachte er ihr, so unter anderem die Bildnisse seines Großvaters, des Vaters, der Mutter (Inv.-Nr. 10526), der Brüder Jacques und Etienne (siehe Pappe und Schmieglitz-Otten 2008, S. 40 und 50), dazu ein anderes der Schwägerin Marie-Madeleine und ein Selbstbildnis.2
Marie Madeleine ist hier in theatralischer Verkleidung dargestellt. Der rote, um die Taille gebundene Umhang mit dem gewellten Saum, das edelsteinverzierte Armband und der dicke Pelzbesatz am rechten Ärmel erwecken Assoziationen zu orientalischen Trachten. Die Haltung der Arme erzeugt den Eindruck, als wolle die Dame sich in einer tänzerischen Drehung dem Betrachter in einer besonders ansprechenden Pose präsentieren.
Auch von dieser Miniatur besitzt der Louvre eine vorbereitende Studie in Kohle und Rötel auf Papier (dort als unbekannte Dame inventarisiert, vgl. auch Inv.-Nr. 10530). Sie zeigt das Modell zwar in derselben Kleidung, allerdings mit einigen kompositorischen Variationen: Der Kopf ist zum linken Bildrand gewandt und die Büste nur bis zu den Ellenbogen abgebildet. Die auf die Schultern fallende Haarlocke und der Haarschmuck fehlen. Der theatralische Aspekt der Darstellung ist in der Zeichnung dadurch weniger präsent als in der Miniatur.
B. P.