Maria Clementina Stuart, geborene Sobieska
Antonio David (Umkreis)
Mit ernstem und zugleich ein wenig stolz-keckem Gesichtsausdruck schaut Maria Clementina (1702–1735)1 zwar den Betrachter an, doch ist ihr Blick zu gleich verinnerlicht und scheint in unbestimmte Ferne zu gehen. Grazie und Anmut sowie Standes bewusst sein sind in ihrem Ausdruck auf das Engste miteinander verbunden. Das feine und zarte Gesicht, dessen vornehme Blässe durch die helle, silberfarbene Perücke noch betont wird, die verspielt angeordneten Locken, die delikate schwarze Spitze auf dem Haar und der reiche Perlenschmuck weisen auf die edle Abstammung der Dar gestellten hin, der rote Umhang mit Hermelinbesatz, vor allem aber die am Bildrand noch erkennbare Krone stehen für einen Herrschaftsanspruch.
Die polnische Prinzessin Maria Clementina aus der Familie Sobieski, Enkelin des polnischen Königs Johann III., heiratete 1719 trotz politischen Widerstands den englischen Thronprätendenten James Francis Edward Stuart (»The Old Pretender«). Dieser war zwar legitimer Thronfolger, wurde jedoch vom englischen Parlament aufgrund seines katholischen Glaubens nicht anerkannt. Seine Anhänger, die Jakobiten, hatten ihn bereits 1701 zum König von England und Schottland ausgerufen, konnten diesen Anspruch jedoch nie durchsetzen. In Rom, wohin das Paar übersiedelte, führte es einen Exilhof. Hier kam 1720 ihr Sohn Charles Edward Louis Philip Casimir Stuart (»The Young Pretender«) zur Welt. Nach dem missglückten Versuch einer Invasion in Großbritannien erlangte dieser als »Bonnie Prince Charlie«2 große Beliebtheit.