The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

Dame in schwarzem Kleid

Flavien-Emmanuel Chabanne

Wie bei dem acht Jahre zuvor entstandenen Damenbildnis (Inv.-Nr. 11271) legte Chabanne auch hier Wert auf eine ernste Darstellung des Modells. Die Dame ist ganz in Schwarz gekleidet, der Schmuck beschränkt sich auf ein schmales Kettchen, das sie über die Stirn gebunden hat. Der leicht nach vorn geneigte Kopf, der schüchtern zum Betrachter gerichtete Blick und die vor den Bauch gelegte Hand veranschaulichen Demut und Bescheidenheit. Sie erinnern an Verkündigungsdarstellungen und sollen die moralisch einwandfreie Haltung der Dame veranschaulichen. Obwohl Chabanne realistisch und lebensecht anmutende Porträts schuf, gab er Frauen häufig in einer Art Sittenkorsett wieder. Sie erscheinen züchtig und unterwürfig, während Männer charaktervoll und selbstbewusst dargestellt sind.

Chabanne war zweifellos der begabteste in Lyon tätige Miniaturist seiner Zeit.1 »Dieser Künstler besitzt eine breite, elegante und reine Malweise, die seine Elfenbeinminiaturen von der Masse der andern abhebt«, lobte 1843 der Kunstkenner Désiré Monnier.2
B. P

1 Eine Fotografie von 1858 zeigt den Künstler mit zwei von ihm gemalten Miniaturen (Bibliothèque nationale de France, Paris).
2 Monnier 1843, S. 588.