Dame mit Amor
Französisch
Das in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Porträt einer Dame in Begleitung des Liebesgottes Amor wurde von einem erstrangigen Pariser Künstler um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert gemalt. Er schuf keine Bildnisminiatur im herkömmlichen Sinne, sondern verband gekonnt Porträt und mythologische Darstellung miteinander. Die Dame hält in der linken Hand einen Köcher mit Pfeilen und wird dadurch mit der Liebesgöttin Venus assoziiert. Sie hat die Geschosse ihrem Sohn Amor vorsichtshalber weggenommen, damit dieser keinen Unfug anstelle. Der geflügelte Knabe ist damit gar nicht einverstanden, er bettelt mit Handküssen um die Rückgabe seiner Munition. Die Dame aber zögert; sie blickt den Betrachter mit leicht zur Seite gewandtem Kopf an, als möchte sie ihn fragen, ob sie die Pfeile wirklich zurückgeben solle. Dadurch würde sie ihm gestatten, sich – und ihr Gegenüber – in Liebe entflammen zu lassen. Dass sie dies insgeheim wünscht, liegt aber auf der Hand, präsentiert sie sich dem Betrachter doch voller Anmut und mit makellosem, verführerisch tiefem Dekolleté.
Der Miniaturmaler verwendete leuchtende, reine Farben, wodurch das Bildnis eine bemerkenswerte Frische besitzt. Er malte es möglicherweise nach einer großformatigen Vorlage eines anderen Künstlers. Während Darstellung und Pose an Werke Pierre Goberts erinnern, besitzt das Gesicht gewisse Übereinstimmungen mit Porträts von Nicolas Fouché.1
B.P.