The Tansey Miniatures Foundation

The Tansey Miniatures Foundation

Herr in dunkelbraunem Rock

Johann Julius Heinsius

Vor blaugrauem Hintergrund porträtierte Johann Julius Heinsius1 einen Herrn in dunkelbraunem Rock. Der Künstler gestaltete die Kleidung zwar detailliert, aber in breiten, virtuos gesetzten Pinselstrichen. Das Gesicht malte er in einer Punktiertechnik, die in Frankreich in dieser deutlichen Struktur sonst kaum vorkommt. Der Maler schuf hier kein idealisiertes oder typisiertes Bildnis, sondern stellte einen Charakter dar. Die hochgezogenen Augenbrauen in Verbindung mit den tiefen Lidern und den schmalen, etwas zusammengepressten Lippen verleihen ihm einen herablassend-distanzierten Ausdruck.
Der Herr trägt unter dem einfarbigen Tuchfrack, der im letzten Drittel des 18.Jahrhunderts den bunt bestickten Justeaucorps verdrängt hatte, eine blau und gelb bestickte Weste, das ärmellose Gilet, dessen Revers und Kragen nach außen geschlagen sind, um einen farbigen Akzent zu setzen. Das weiße Halstuch ist mehrere Male um den Hals gewickelt und vorn mit einer Schleife zugeknotet, der Hemdverschluss ist von einem Jabot verdeckt.
J. S. O.

1 Die Werke von Johann Julius Heinsius (Hildburghausen 1740-1812 Orléans) und die seines älteren Bruders, des thüringischen Hofmalers Johann Ernst Heinsius (Ilmenau 1731-1794 Erfurt), sind lange Zeit als ein Oeuvre zusammengefasst worden. Dank der Forschungen Dauch-Schroeders konnten erstmals beide Biographien voneinander unterschieden und Werke zugeordnet werden. Die bisher Johann Ernst zugewiesene und nur mit »Heinsius« signierte Miniatur kann aufgrund ihrer Entstehungszeit nur von Johann Julius gemalt worden sein. Dieser wanderte nach Frankreich aus (ab 1767 nachgewiesen) und arbeitete ab den 1790er Jahren in Orléans, wo er 1812 starb. Nur von ihm sind neben Porträts auch Genreszenen und Miniaturen überliefert. Vgl. Dauch-Schroeder 1937, S. 9. Ein angebliches Selbstbildnis von Johann Julius Heinsius, signiert und datiert 1796, zeigt einen Maler mit Palette an der Staffelei (Christies's Genf, 16.5.1995, Nr. 12). Zu Johann Ernst Heinsius siehe auch Jaenicke 2001 sowie Vanhoefen und Winker 2004.