Selbstbildnis des Künstlers
André Léon Larue, genannt Mansion
Als vermutetes Porträt von Mansions Lehrmeister Isabey in die Sammlung Tansey gekommen, konnte das großformatige Bildnis eines jungen Mannes im Zuge der Recherchen für den vorliegenden Katalog identifiziert werden: Es handelt sich um ein Selbstbildnis des Miniaturisten Mansion. Ausschlaggebend für die bedeutungsvolle Umbenennung war der Vergleich mit einem kleinen Selbstbildnis in der Sammlung des Kunstmuseums in Nancy, 1 das den Miniaturisten etwa fünf Jahre früher zeigt. Kopfhaltung und Beleuchtung sind identisch, was den Vergleich der Gesichtszüge erleichtert. Übereinstimmung findet sich in beiden Bildnissen außer in den Gesichtszügen auch in der Lockenfrisur, den tief heruntergezogenen Koteletten und im dunkelbraunen Mantel. Während das Bildnis in Nancy wesentlich kleiner ist und denHerrn vor weiter Landschaft darstellt, zeigt ihn das Bildnis aus der Sammlung Tansey im Großformat, was dem Künstler erheblich mehr Raum für Feinheiten ermöglichte: DieModellierung des Inkarnats ist Mansions üblichem Anspruch nach Differenzierung und Farbenreichtum entsprechend gemalt. Der Übergang von lichten zu stark beschatteten Partienist weich und bunt variiert. Die Augen sind ruhig, beobachtend und dabei nachdenklich sinnend. Einmal mehr gelang es dem Künstler, bei Verzicht auf jegliches schmückende Beiwerk ein Bildnis voller Kraft und Intensität zu schaffen.
Obwohl Künstler ihr Selbstbildnis gerne in den jährlichen Salon-Ausstellungen präsentierten, scheint Mansion darauf verzichtet zu haben; vermutlich diente es ihm unter anderem als Studienobjekt für die Schüler in seinem Atelier.
B. P.