19. Jahrhundert
Miniaturen des 19. Jahrhunderts
Die Nachfrage nach Miniaturporträts wuchs bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stetig an und führte im Empire und im Biedermeier europaweit zu einem nie dagewesenen Produktionsreichtum. Immer mehr Künstler spezialisierten sich in dieser Porträtgattung und verfeinerten ihre Herstellungstechniken zunehmend. Den heutigen Betrachter fasziniert die Unmittelbarkeit der dargestellten Menschen. Trotz scheinbarer Natürlichkeit spielte die Repräsentation von Rang und Stellung aber eine wichtige Rolle, und auch der Eitelkeit der dargestellten Damen und Herren musste Rechnung getragen werden.
Das 19. Jahrhundert – Blütezeit der Miniaturmalerei
Die Nachfrage nach Miniaturporträts wuchs bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stetig an und führte im Empire und im Biedermeier europaweit zu einem nie dagewesenen Produktionsreichtum. Immer mehr Künstler spezialisierten sich in dieser Porträtgattung und verfeinerten ihre Herstellungstechniken zunehmend. Den heutigen Betrachter fasziniert die Unmittelbarkeit der dargestellten Menschen. Trotz scheinbarer Natürlichkeit spielte die Repräsentation von Rang und Stellung aber eine wichtige Rolle, und auch der Eitelkeit der dargestellten Damen und Herren musste Rechnung getragen werden.
Gesellschaftlicher Rang und Verführung
Was den heutigen Betrachter von Miniaturen des 19. Jahrhunderts besonders anspricht, ist die Unmittelbarkeit der darin dargestellten Menschen. Die Auftraggeber wollten ihre äußere Erscheinung in Miniatur verewigt haben. Repräsentation von Rang und Stellung spielte dabei, wie schon im 18. Jahrhundert, eine wichtige Rolle, und etliche Modelle ließen sich deshalb vor barocker Vorhangkulisse abbilden oder wählten zu diesem Zweck kostbare Accessoires.
Auch der Eitelkeit der männlichen wie weiblichen Dargestellten musste wie schon in früheren Jahrhunderten Rechnung getragen werden, und dies schränkte das Realismusgebot bisweilen stark ein. Die Kreation einer Phantasiewelt, wie sie im 18. Jahrhundert häufig gesucht wurde, um ideelle Werte zu visualisieren, wurde im 19. Jahrhundert selten. An ihre Stelle trat eine irdisch materielle – wenn auch oft theatralische – Bildsprache.
Führende Künstler und illustre Dargestellte
Das Ehepaar Tansey hat nie systematisch gesammelt, sondern eine Miniatur dann erworben, wenn das Sujet gefiel und die hohen Qualitätsansprüche befriedigte. Ihre große Liebe galt aber vor allem kontinentalen Miniaturen und darunter speziell der französischen und österreichischen Schule. Werke aus England sind recht spärlich vertreten, denn die breite, effektsuchende Malweise und das oft grelle Kolorit dieser Miniaturen entsprechen wenig dem Geschmack des Sammlerehepaars. Werke von Egley, Hargreaves, Newton, Smith und Ward sowie ein Meisterwerk von Cruickshank sind in der vorliegenden Präsentation aber dennoch vertreten. Bemerkenswert ist die Miniatur Linnells mit dem Porträt des George Pocock Bart, des Erfinders einer von fliegenden Drachen gezogenen Kutsche (Inv.-Nr. 10427, mehr lesen...).
Die französische Miniatur aus nachrevolutionärer Zeit ist hervorragend repräsentiert: Man findet die großen Meister Augustin und Isabey mit charakteristischen Stücken, ebenso auch deren begabte Schüler. Unter jenen Isabeys überzeugt Aubry mit seinem Bravourstück, der Dame mit Federfächer (Inv.-Nr. 10011, mehr lesen...). Ein Werk spezieller Prägnanz im Oeuvre von Singry ist sein prachtvolles Porträt der Sängerin Fodor-Mainvielle (Inv.-Nr. 10676, mehr lesen...). Erwähnenswert ist auch das neu identifizierte Selbstbildnis von Mansion (Inv.-Nr. 10506, mehr lesen...).
Die Bildnisminiatur in Österreich wird von einer Auswahl erstklassiger Porträts von Daffinger dominiert. Die Dame im rosafarbenen Kleid (Inv.-Nr. 10655, mehr lesen...) und jene mit aufgestütztem Ellbogen zählen zu seinen Meisterwerken (Inv.-Nr. 10218, mehr lesen...). Daffinger ist in bester Gesellschaft mit Anreiter, dessen Dame vor Uferlandschaft eine Kreation ganz eigenwilliger und erfinderischer Art ist (Inv.-Nr. 10004, mehr lesen...).
Unter den großen Schweizer Miniaturisten seien die Werke von Comte, Bel, L’Huillier und Dietler erwähnt. Ein Glanzpunkt der Sammlung ist außerdem das Bildnis eines jungen Mannes mit einem Brief in der Hand, das 1826 von Goulu gemalt wurde (Inv.-Nr. 10285, mehr lesen...).
Von Quaglia, einem in erster Linie in Paris arbeitenden Italiener, dem bevorzugten Miniaturisten der Kaiserin Joséphine, besitzen die Tanseys das einfühlsame Porträt einer Dame in weißem Empirekleid (Inv.-Nr. 10594).
Unter den skandinavischen Bildnisminiaturen entsprechen eher die des 18. Jahrhunderts dem Geschmack der Tanseys als die des 19. Jahrhunderts. Zwei Porträts Aldenraths, der in Lübeck geboren wurde, aber in erster Linie in Dänemark arbeitete, stehen als exquisite Beispiele der nordischen Schule.
Mögen die Werke dieser oft stiefmütterlich behandelten Epoche die Betrachter ebenso faszinieren wie die Kuratoren der Tansey-Stiftung!